Heimische Eiweißfuttermittel

Deutsche Eiweißfuttermittel

Lange Zeit spielten heimische Eiweißfuttermittel in der deutschen Tierzucht eine eher untergeordnete Rolle. Stattdessen wurde vor allem Sojaextraktionsschrot aus Südamerika importiert. Steigende Preise und die immer relevanter werdende Gentechnik machen diesen Import jedoch zunehmend unattraktiv. Bereits heute gibt es Alternativen aus heimischem Anbau. Doch sind heimische Eiweißfuttermittel eine echte Alternative?

Heimischer Sojaanbau

Noch vor wenigen Jahren galt der Sojaanbau in Deutschland als Nischenprojekt von höchstens wissenschaftlichem Wert, in der Landwirtschaft spielte deutsches Soja kaum eine Rolle. Der Import von Sojaschrot aus Brasilien war günstiger und garantierte eine bessere Qualität. Allerdings haben sich diese Voraussetzungen in den letzten Jahren drastisch geändert. Die Sojapreise steigen kontinuierlich an. Zwar ist der Import von Soja derzeit noch immer billiger als die Nutzung der heimischen Anbauprojekte, dies soll sich allerdings durch staatliche Maßnahmen bald ändern. So investiert der Bund mittlerweile rund 15 Millionen Euro in den Anbau von heimischen Eiweißfuttermitteln, darunter auch deutschen Sojaschrot. Dadurch soll nicht nur eine Unabhängigkeit vom Weltmarktpreis erreicht werden, auch die Umstände des Anbaus sind für heimische Eiweißfuttermittel besser planbar.

Kuhfutter & Milchkuhfütterung

Besonders deutlich wird das beim Thema der Gentechnik. Seit einiger Zeit setzen die südamerikanischen Landwirtschaften verstärkt auf Gentechnik, um den Ernteertrag zu erhöhen und Schwankungen in Qualität und Menge der Ernte auszugleichen. Dementsprechend landet das genmanipulierte Soja dann auch in den Futtertrögen deutscher Landwirtschaftsbetriebe. Auch wenn die Auswirkungen der Gentechnik noch nicht abschließend untersucht wurden und die Verwendung gentechnisch manipulierter Futtermittel nicht zwangsläufig negative Folgen haben muss, wollen oder viele Betriebe auf Gentechnik in den Futtermitteln verzichten. So schreiben einige Großabnehmer von Milch ihren Produzenten etwa den völligen Verzicht auf genetisch veränderte Lebensmittel vor. Unter diesen Voraussetzungen erhalten heimische Eiweißfuttermittel eine völlig neue Bedeutung. Immerhin können die Abnehmer sicher sein, dass die hierzulande produzierten Sojaerzeugnisse den gesetzlichen Anforderungen entsprechen und völlig gentechnikfrei sind.

Raps als Sojaalternative

Doch es muss nicht immer Soja sein. Gerade in Deutschland entwickelt sich Rapsschrot immer mehr zur Alternative für den teuren Sojaschrot. Weder die importierten Sojaerzeugnisse noch die hierzulande betriebenen Sojaprojekte können mit dem Preis für Rapsschrot mithalten. Dabei müssen Betriebe, die den Sojaschrot ganz oder teilweise mit Rapsschrot ersetzen, kaum Zugeständnisse bei der Qualität der Kälberfütterung machen. Dies gilt insbesondere bei der Verwendung des sogenannten 00-Raps. In dieser Rapssorte sind deutlich weniger Glucosinolate enthalten, die die Gesundheit der Tiere negativ beeinflussen können. Durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse und die Verbesserung von Anbaumethoden ist es mittlerweile möglich, den Glucosinolatanteil kontinuierlich zu senken. Langfristig ist es deshalb möglich, das Sojaschrot vollständig durch heimisch angebauten Raps zu ersetzen und damit den gesamten Bedarf in der Tierfütterung zu decken.

Das Nachsehen hat heimischer Raps gegenüber Soja allerdings in Bezug auf die Proteinverdaulichkeit. Diese liegt bei Rapsschrot ungeachtet der Anbauumstände durchgehend unterhalb der Werte beim Sojaschrot. Um auf die gleiche Proteinversorgung der Tiere zu kommen, muss also eine größere Menge an Raps verfüttert werden. Die letztendliche Proteinverdaulichkeit wird in der Rapsherstellung vor allem durch den Prozess des Toastens bestimmt. Das Toasten kann den Glucosinolatanteil im Raps deutlich senken, gleichzeitig sinkt allerdings auch die Proteinverdaulichkeit. Dennoch ist Rapsschrot aus heimischem Anbau mittlerweile zu einer in deutschen Betrieben weit verbreiteten Sojaalternative geworden.

Während in der Schweinefütterung stets darauf geachtet werden muss, dass die Glucosinolatanteile nicht zu hoch werden, spielen diese Inhaltsstoffe im Kälberfutter eine nur untergeordnete Rolle. Aufgrund ihres Pansensystems können Kälber dieses Nebenprodukt wesentlich besser abbauen. Dementsprechend ist Rapsschrot in Deutschland insbesondere in der Kälberzucht auf dem Vormarsch. Ein weiterer Vorteil besteht in der Erhöhung der Omega 3-Fettsäuren in tierischen Produkten, die durch Rapsfütterung erreicht werden kann. Diese Produkte werden in der Regel als gesundheitsfördernde Nahrungsmittel beworben. Landwirte, die in der Tierfütterung verstärkt auf heimischen Raps setzen, können diese Futtermethode deshalb als Marketingargument nutzen.