Milchpreis

Wer bestimmt den Milchpreis?

Im Gegensatz zu vielen anderen Wirtschaftsgütern bestimmt sich der Milchpreis nicht ausschließlich über das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Stattdessen spielen neben diesen beiden Faktoren noch eine Reihe weiterer Umstände, insbesondere auch politische Entscheidungen eine wichtige Rolle. Darüber hinaus ist zu beachten, dass es keinen einheitlichen Milchpreis gibt. Stattdessen wird zwischen dem sogenannten Auszahlungspreis und dem Verbraucherpreis unterschieden.

Welche Bedeutung hat der Milchpreis für Erzeuger?

Zwischen dem Auszahlungspreis und dem Verbraucherpreis gibt es deutliche Unterschiede. In der Regel verkaufen die Milchbauern ihre Milch nicht direkt an den Verbraucher, sondern an Molkereien an Großabnehmer. Diese zahlen den Milchbauern den sogenannten Auszahlungspreis, der selbstverständlich deutlich unter dem Verbraucherpreis liegt, zu dem die Milch später in den Regalen der Supermärkte angeboten werden wird. Für die Milchbauern ist also lediglich der Auszahlungspreis ausschlaggebend. Wenn die großen Handelsketten ihre Verbraucherpreise senken oder erhöhen, hat dies zumindest keine direkten Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit der Milchbetriebe.

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Der Auszahlungspreis selbst hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab. Natürlich spielen auch hier Angebot und Nachfrage eine wichtige Rolle, entscheidend sind aber oft andere Kriterien. So wird der Auszahlungspreis zunächst anhand eines Grundpreises berechnet, der in Cent pro Kilogramm Rohmilch festgelegt wird. Der Grundpreis stellt dabei den Mindestpreis dar, den die Molkereien an die Produzenten zahlen. Um den Grundpreis verlangen zu können, muss die Rohmilch mindestens über einen Fettgehalt von 4 Prozent sowie einen Eiweißgehalt von 3,4 Prozent verfügen. Für darüber hinaus gehende Fett- und Eiweißanteile zahlen die Molkereien Zuschläge. Es zahlt sich für die Milchbauern also aus, Milch in besonders guter Qualität zu produzieren. Dadurch wird die Kalkulation von Futterkosten in der Kälberaufzucht zum betriebswirtschaftlichen Faktor. Konkret geht es für die Milchbauern also darum, die Qualität der Milch möglichst zu erhöhen, ohne ihren Gewinn durch zu hohe Futterkosten zu reduzieren. Weiterhin wird der Auszahlungspreis durch Faktoren wie Keimzahl, Zellzahl und Hemmstoffe beeinflusst. Auch der Gefrierpunkt der Rohmilch spielt eine Rolle.

Die Milchbauern müssen sich bei der Produktion von Milch derzeit noch an die sogenannten Milchquoten halten. Diese bestimmen die Menge an Milch, die jeder Betrieb auf dem Markt anbieten darf. Dementsprechend haben die Milchquoten auch einen großen Einfluss auf den Milchpreis. Betriebe, die unterhalb ihrer Milchquote bleiben, können die Restquote auf der sogenannten Milchquotenbörse zum Kauf anbieten. Die Käufer können dort wiederum ihre eigene Quote durch den Quotenkauf erhöhen. Ab April 2015 fällt dieses Quotensystem jedoch weg. Die Milchbauern können ihre Milch dann auch einem wesentlich freieren Markt anbieten.

So wird der Verbraucherpreis gebildet

Für den Verbraucher sind Auszahlungspreise und Milchquoten letztendlich uninteressant. Ihm geht es nur darum, welchen Preis er für die Milch aus dem Supermarktregal zahlen muss. Dieser Verbraucherpreis liegt deutlich über dem Auszahlungspreis. Denn neben der Gewinnspanne der Molkereien muss auch der kostenintensive Verarbeitungsprozess der Milch berücksichtigt werden. Darüber hinaus wollen neben den Molkereien auch die Handelsketten am Milchpreis verdienen. Die großen Handelsketten treten dabei als Großabnehmer auf, die zweimal jährlich Verträge mit den Molkereien zu festen Preisen abschließen. Dies geschieht in der Regel im Wege einer Ausschreibung, bei der sich die Molkereien für die Belieferung der einzelnen Handelsketten zu bestimmten Preisen bewerben.

Für den letztendlichen Ladenpreis spielen daher viele Faktoren eine Rolle. In der Regel führt eine Erhöhung der Erzeugerpreise auch zu höheren Verbraucherpreisen, da die Auszahlungspreise fast 70 Prozent des Verbraucherpreises ausmachen. Hinzu kommen die Kosten für die Verarbeitung, die Abfüllung, das Verpackungsmaterial, Lieferung und Lagerung und natürlich die Gewinnspannen von Molkerei und Handelsketten. Selbstverständlich wird auch auf Milch eine Mehrwertsteuer erhoben. Auch politische Entscheidungen wie die EU-Agrarreform wirken sich auf den Milchpreis aus. So wurden in den letzten Jahren viele Subventionen auf EU-Ebene gekürzt oder zurückgenommen, die zu höheren Produktionskosten und damit auch Verkaufspreisen führen.