Weidehaltung von Milchkühen

Zurück zur Weidehaltung?

Vor allem ökonomische Gründe führten dazu, dass die Tendenz bis vor kurzer Zeit immer deutlicher von der Weidehaltung in Richtung Stallhaltung ging. Im Stallbetrieb bei vergleichbarem Aufwand deutlich höhere Milchleistungen als bei der Weidefütterung erzielt. Das immer größere Interesse der Verbraucher an ökologisch nachhaltiger und tiergerechter Produktion von Lebensmitteln macht die Weidehaltung derzeit wieder attraktiv. Für landwirtschaftliche Betriebe, die auf Weidehaltung setzen, eröffnen sich dadurch neue Chancen auf den Markt. Gleichzeitig stehen sie jedoch auch vor neuen Herausforderungen.

Weidehaltung und Milchleistung

Um eine möglichst hohe Milchleistung pro Tier zu erreichen, wurde die Weidezeit in vielen Betrieben drastisch reduziert, teilweise sogar ganz zugunsten der Stallfütterung eingestellt. Dass sich die Weidefütterung tatsächlich nur negativ auf die Milchleistung auswirkt, ist alles andere als bewiesen. Zwar wurden zu diesem Thema unzählige wissenschaftliche Studien veröffentlicht, deren Ergebnisse widersprechen sich jedoch häufig in den zentralen Punkten. Ein Grund mehr, die Tiergesundheit als Argument bei der Entscheidung für die Weidehaltung ins Zentrum zu rücken. Und tatsächlich hat die Weidefütterung einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und die Entwicklung der Tiere. Gerade die erwachsenen Tiere und Leistungsträger sowie deren Kälber können auf der Weide gemeinsam und artgerecht versorgt werden.

Kuhfutter & Milchkuhfütterung

Es ist jedoch längst nicht damit getan, die Tiere einfach auf die Weide zu treiben. Milchkühen fühlen sich als Wiederkäuer unwohl, wenn sie hohen Temparaturen ausgesetzt werden, das gilt insbesondere für Kälber und Hochleistungstiere. Eine artgerechte Haltung auf der Weide sorgt deshalb dafür, dass die Tiere einen optimalen Ausgleich zwischen Weide und Stall haben. Dies fordert dem Landwirt zwar einiges an Planung und Management ab, wird durch die Vorteile der sogenannten Weidemilch, insbesondere den höheren Milchpreis, jedoch ausgeglichen.

Weidemanagement für Milchkühe

Das richtige Management der Weidezeit für Milchkühe ist mittlerweile fast zu einer eigenen Wissenschaft geworden. Zumindest erhalten Landwirte leicht diesen Eindruck, wenn sie die einschlägigen Artikel in den Fachzeitschriften studieren. Tatsächlich setzt eine optimale Weidefütterung von Milchkühen voraus, dass deren Futteraufnahme auf der Weise durch die richtigen Rahmenbedingungen optimiert wird. Mit dem richtigen Weidemanagement kann ein Großteil der Nachteile in der Milchleistung gegenüber der Stallfütterung ausgeglichen werden. Für eine optimale Weidehaltung reicht es dabei oft schon aus, einige Grundregeln zu brachten.

So muss berücksichtigt werden, dass die Futteraufnahme von Milchkühen auf der Weide in den Sommermonaten zu den heißen Tageszeiten, also zwischen 11 und 16 Uhr deutlich zurück geht. In diesen Zeiten ist es nicht nur für das Wohlbefinden der Tiere, sondern auch für die Milchleistung besser, die Tiere im Stall zu versorgen. Besondere Vorsicht ist bei Regen geboten. Hier kommt es meistens zu einer geringeren Futteraufnahme durch die Tiere, außerdem wird die Grasnarbe durch das Gewicht der Tiere beschädigt. Der Weg vom Stall zur Weide sollte keine Stellen beinhalten, an denen sich die Tiere verletzen können.

Keine Weidehaltung um jeden Preis

Insgesamt kann die Weidefütterung für Milchbauern also eine attraktive Alternative zur reinen Stallhaltung sein. In der Praxis bietet sich regelmäßig eine Mischform aus beiden Systemen an, wobei die Tiere ab dem Frühling in den frühen Morgen- und späten Abendstunden aus dem Stall auf die Weide geführt werden. Eher kontraproduktiv ist es dagegen, die Milchkühe einfach zu beliebigen Tageszeiten auf die Weise zu führen. Dieses System wird zwangsläufig zu einer geringeren Milchleistung und damit geringeren Gewinnen pro Tier führen.

Richtig durchgeführt kann die Weidefütterung jedoch insbesondere im Sommer zu deutlichen Ersparnissen beim Füttern der Milchkühe führen. Denn Weidegras ist nach wie vor das günstigste Futtermittel und steht teuren Alternativen in seiner Effektivität kaum nach. Darüber hinaus wirken sich die Bewegung an der frischen Luft sowie die Futteraufnahme im natürlichen Kontext positiv auf die Tiergesundheit aus. Allerdings muss der Landwirt hierbei sicherstellen, dass das Futterangebot stets konstant bleibt, um Unregelmäßigkeiten bei der schwer kontrollierbaren Futteraufnahme auf der Weide entgegen zu wirken.